hehe, hier mal ein kleiner Exkurs für alle, die im Abi Physik abgewählt haben (IMHO ein Unding für mich, aber naja) und/oder sich nicht mehr genau erinnern können
Ich hoffe, ich kriegs noch zusammen, ist ja bei mir auch schon ein Weilchen her:
Also, wie ja hoffentlich alle wissen, pflanzen sich Geräusche über Schallwellen fort. Diese Schwingungen können von Objekten zum Teil reflektiert aber auch absorbiert werden. Überlagern sich Wellen, steigt deren Amplitude und die Lautstärke nimmt zu. Schönes Beispiel für solch einen Effekt ist das profane Echo. Dort kann durch die Reflektionen und Verstärkungen ein relativ leises Geräusch auch in Kilometern Entfernung noch wahrgenommen werden, obwohl es "vor Ort" kaum als Laut interpretiert werden dürfte.
Einen ähnlichen Effekt haben wir auch in Wohnhäusern. Diese Schwingungen können sowohl durch die Luft als auch über feste Stoffe (Wände, Möbel etc.) übertragen werden, wodurch sich der Wahrnehmungsbereich mitunter DEUTLICH vergrößert. Besonders schlimm ist dies mit niedrig frequenten Wellen, also sehr tiefen Tönen. Diese werden von festen Materialien schlechter "geschluckt" und kommen somit fast "ungebremst" auch woanders an. Nur die Luft fungiert dann als Dämmung. Dies ist auch mit ein Grund, warum wir ein Geräusch im normalen Zustand, also beim werkeln in der Wohnung z.B., eher kaum registrieren, es uns aber im Bett den letzten Nerv rauben kann. Da viele seitlich schlafen, liegt meist ein Ohr direkt auf dem Kissen, also mit Kontakt zu Matratze und anderen festen Einrichtungsgegenständen. Das bißchen Luft, was dazwischen ist, wirkt kaum abschwächend, wodurch wir solche Töne in dieser Position besonders gut spüren können.
Sehr gut demonstrieren läßt sich dieser Effekt mit einem Beispiel aus der Kindheit. Man erinnere sich an das gute alte Blechdosen-Telefon
Dazu hatte man am Boden der Dosen jeweils ein Loch gemacht, und durch dieses beide mit einer langen Schnur verbunden. Legte man jetzt eine Dose mit dem offenen Ende irgendwohin, konnte man am anderen Ende die Geräusche und Töne hören. Die Dose selber fungierte dabei wie der Berg beim Echo als Schallverstärker, d.h. durch Reflektion wurden die aufgefangenen Schallwellen (Anm.: diese Wellen breiten sich kugelförmig in alle Richtungen aus) verstärkt (Überlagerung) und die Schwingung über die (straff gespannte) Schnur an das andere Ende weitergeleitet, wo sie widerum diese Dose in Schwingungen versetzten, wodurch man quasi alles wahrnehmen konnte wie an der Ausgangsstelle des Schalls.
Den gleichen Effekt, wenn auch nicht so extrem, haben wir hier durch die (teils hohen) Zimmer, Pappwände (kaum schallisoliert) sowie die festen Holzbetten und Matratzen.
Kleine Anekdote dazu:
Vor ca. 2 Wochen wurde ich nach nur 4h Schlaf recht unsanft durch ein ziemlich monotones und dumpfes Brummen geweckt. Zuerst dachte ich an eine eingeflogene Hummel o.ä., doch dann stellte sich heraus, dass mein Nachbar, dessen Wohnzimmer direkt an mein Schlafzimmer grenzt, sein Handy auf Wecken gestellt hatte und dabei auch den Vibrationsalarm benutzte. Da das Gerät aber nun auf einem Schränkchen stand, welches direkt an meine Wand anschloss, übertrug sich die Schwingung auf mein Bettgestell und die Matratze, und mir als Seitenschläfer raubte das die Möglichkeit, an einem Sonntag (!!!) mal auszuschlafen. Aus oben geschilderten Gründen war aber nur die Vibration zu vernehmen, nicht der normale Handyweckton, weil dieser einfach eine zu hohe Frequenz hatte, um durch die Wand übertragen zu werden. Merke: je höher die Frequenz, desto leichter kann ein Ton von festen Materialien "geschluckt" werden!
So, ich hoffe, das Prinzip einigermaßen verständlich verdeutlicht zu haben, damit auch die letzten Unverbesserlichen eventuell einsehen, dass selbst kleine Geräusche, die man direkt vor Ort eigentlich als harmlos empfinden würde, beim schlafsuchenden Nachbarn durchaus Kopfschmerzen verursachen können